Impression du Soir

Des Abends schwarze Wolkenvögel flogen
Im Osten auf vom Fluß der Horizonte.
Gärten vertropft in Nacht, die, als es sonnte,
Wie Seen grünten und den Wind einsogen.

Einsame Pappeln pressen ihre Schreie
Angst vor den Stürmen in die blonde Stille.
Schon saugen schwarze Munde Atem. – Schrille
Fabrikenpfiffe. Menschen ziehn ins Freie.

Ein rotes Mohnfeld mit den schwarzen Köpfen,
Ragen die Schlote, einsam, krank und kahl.
Die Wolkenvögel, Eiter an den Kröpfen,

Wie Pelikane flattern sie zum Mahl.
Und als die Horizonte Dunkel schöpfen,
Wirft sich der Blitz heraus, der blanke Aal.

 

Dies ist die Buchfassung = Zweitfassung.

Erstveröffentlichung:
Die Aktion Bd. 3, Jg. 1913, Nr. 10 (5. März)


Anmerkung: Die Erstfassung unterscheidet sich von der Buchfassung durch zwei vorangestellte Strophen mit acht Zeilen.

Die Fassung, wie sie in Die Aktion veröffentlicht wurde, lautet:

Impression du Soir

Die Wälder lechzen. Nacht kommt, sie zu säugen.
Die Kiefern stehen abendrot mit Blüten.
Und wir vom schrillen Weltgefühl Verbrühten
Blecken die Zähne, röcheln schwarz und äugen.

Und speihn Gefühl, das unsern Magen faßte
Wie Tabaksaft. Da liegt etwas! Erkenn,
Ist das nicht ein Sonett! — Dich ängstigen
Die großen koloristischen Kontraste —:

Des Abends schwarze Wolkenvögel flogen
Im Osten auf vom Fluß der Horizonte.
Gärten vertropft in Nacht, die, als es sonnte,
Wie Seen grünten und den Wind einsogen.

Einsame Pappeln pressen ihre Schreie
Angst vor den Stürmen in die blonde Stille.
Schon saugen schwarze Munde Atem. — Schrille
Fabrikenpfiffe. Menschen ziehn ins Freie.

Ein rotes Mohnfeld mit den schwarzen Köpfen,
Ragen die Schlote, einsam, krank und kahl.
Die Wolkenvögel, Eiter an den Kröpfen,

Wie Pelikane flattern sie zum Mahl.
Und als die Horizonte Dunkel schöpfen,
Wirft sich der Blitz heraus, der blanke Aal.

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